Presse und Kritiken
Der Nietzsche mit sich allein
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Als Textlieferant bewirkte Nietzsche an diesem Abend das meiste. Denn der
28jährige Dietrich Eichmann, Schüler von Schlippenbach, Rihm und
Rzewski, hatte mit dem im Auftrag des Schauspielhauses komponierten Chorstück
"Der Nietzsche mit sich allein" den durchschlagenden Erfolg, den
sich Nietzsche zeitlebens in seiner so unbändigen wie unglücklichen
Liebe zur Musik gewünscht hatte. Die avancierte Chorkomposition mit den
im Raum getrennt aufgestellten Gruppen, mit den schönen, schrillen, irisierenden
Klangauffächerungen und dem sinnenhaften Ausdrucksspiel, den expressiven
Überlagerungen und Aufsplitterungen beruht auf Sätzen von Friedrich
Nietzsche, die von der ihm eigenen, radikalen, provozierenden Art sind. Und
die in der herausgestoßenen, scharfen Klanggestik auch schon mal unter
die Haut gehen: "Daß der Mensch erlöst werde von der Rache:
das ist mir die Brücke zur höchsten Hoffnung und ein Regenbogen
nach langen Unwettern." Das hinterließ Spuren. Und brachte Dietrich
Eichmann in der Tat einen bemerkenswerten Erfolg.
Der
Tagesspiegel