Presse und Kritiken

Verdichtung

Energievolle rhythmische Patterns – ein bisschen wie eine Swingnummer, klein gehäckselt im Küchenmixer zeitgenössischer Satztechnik.
Die Welt

In Wolfgang Rihm 50 stach die Uraufführung von Dietrich Eichmanns Verdichtung für Ensemble mit Harfe und Schlagzeug heraus. Verdichtung, konsequent rau, bruitistisch, klanghart gearbeitet, fuhrwerkt buchstäblich mit der Mistgabel durch die Faktur. Der Diskant der Harfe ist wie der repetitive Diskantklang des Klaviers behandelt. Holz- und Blechbläser üben in verschiedenen Temperierungen und Registern größten Druck aus. Eine "musique engagée", wie sie in der Stringenz während des MaerzMusik-Festivals nur einmal auftauchte. Eichmanns Begleittext, der die Kriegstollwut der Jetztwelt anklagt, ging nicht ins Programmbuch ein, er wurde zum Konzert verteilt.
Freitag (Stefan Amzoll)

Rihm bemerkte einmal halb im Scherz, er könne von seinem Schüler Dietrich Eichmann vielleicht noch ein wenig mehr Chaos lernen. Was er damit gemeint haben mag, zeigte sich bei der Uraufführung von "Verdichtung" – das Werk ist streng durchkomponiert, atmet aber hörbar mehr Freiheit und Sperrigkeit als jenes Rihms. Eichmann, dessen Wurzeln auch im Free Jazz und in improvisierter Musik liegen, ist wie auch Rihm dem Normalhörer intuitiv verständlich, auch sein Werk folgt einer Entwicklung zu einem regelrechten Abschluss hin. Doch Eichmann legt weniger als Rihm Wert darauf, Brüche zu vermeiden, seine Musik ist offener, fragender, unversöhnlicher, weniger eine ästhetisch untermauerte Reflexion auf sich selbst als eine bittere, sarkastische Reaktion auf das Weltgeschehen. Seine Musik ist eine größere Herausforderung an den Hörer als die Rihms und mutet oft auch moderner an. Um so erfreulicher, dass das Publikum das Werk ausgiebig beklatschte, denn Eichmann macht es sich und seinen Zuhörern zum Glück nicht leicht.

Südkurier

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