Kommentar

Besoin d'Habitudes (1992)
Violine, Posaune (oder Cello), Klavier, 12’20

Sonatine für Harald Borges

„Besoin d’habitudes“ war das erste Stück, das ich in Brüssel komponierte, nachdem ich im August 1992 dorthin gezogen war. In den ersten Monaten wohnte ich in einem Teil Anderlechts, wo hauptsächlich afrikanische Emigranten lebten, die für Autoreparaturwerkstätten und Gebrauchtwarenhändler arbeiteten. Mein Vermieter war Nigerianer, und ich war der einzige Weiße in diesem Haus, bis auf eine belgische Familie, deren Vater soeben aus dem Gefängnis entlassen worden war. Wir alle wurden Freunde; die Nigerianer machten es sich zur Gewohnheit, in meinem Zimmer zu jeder Zeit ein- und auszugehen, aßen meine Speisevorräte, benutzten meine Habseligkeiten, egal ob ich nun arbeitete, selbst aß oder schlief. Selbstverständlich war ich willkommen, an ihrem Privatleben in gleicher Weise teilzunehmen. In dieser sehr ungewohnten Situation hatte ich „Gewohnheiten nötig“, wie der französische Titel übersetzt werden kann. Ich versuchte, ein einfaches, leicht zu spielendes Stück zu schreiben, das teilweise auf ältere, komplexere Werke Bezug nehmen, aber eine reduzierte, trockene, emotionslose Sprache verwenden würde. Die Komposition ist meinem alten Freund, dem Satiriker und Philosophen Harald Borges zugeeignet.

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