Kommentar

Outre-Meuse en bas (1994)
für sechs (auch singende) Spieler mit: Posaune, Bombarde, Akkordeon, Vibraband, und vier Hybrid Instruments (konstruiert von Ken Butler): Shovel, BrushAxe, HockeyGulf und CaneRackett, 20’
Im Auftrag von The D.I.Y.-Ensemble

Durch die belgische Wallonie fließt Wasser. Ein Hauptwasser ist "La Meuse". Eine selbstbewußte Ansiedlung ist Liège. Nein, der Liégeois‘ Selbstbewußtsein reicht nicht etwa von der Maas bis an die Memel - sie sind vollauf zufrieden mit ihrer Meuse: Diese tritt ein in Liège, teilt sich dort im zentralsten Zentrum und umschließt, ihre Arme vor dem Austritt zärtlich wiedervereinigend: Outre-Meuse.
Hier erfährt "La famille heureuse", nachdem sie ausgezogen war, um 1 Hifi-Turm, 1 Mikrowellenherd, 1000 belgische Franken sowie Getränke einerseits und, in der Rue des Vennes 261 bei Leopold dem Jungen einbrechend, 1 Portefeuille, randvoll mit Bank- und Identitätsbelegen, 200 Ecu in Gold sowie Juwelen nicht zu ermittelnden Wertes andererseits zu rauben, daß "ihre" Titine nunmehr durch Roger Lenertz verunsterblicht wurde. 70jährige Damen werden angefahren, 83jährige gar vergiftet, im Stadtrat werden kleine "coups de théâtre" aufgeführt, und nach dem Jubiläum des Waffenstillstandes von 1918 wird einem - Allô! Communes... - , ganz wie damals in den Ardennen, sonnenklar: Il est des choses dont on ne rit pas!
Auch wenn drei Lièger Gauner, sechs Limburger und zwei Frauen dem 40-Milliarden-pro-Jahr-Umsetzer-Ehepaar DeClerck beim Appell an die Entführer ihres entzückenden Anthony nur ein dämliches Grinsen entlocken können, informiert "La Meuse" Papa Leclercq, den König der Perserteppiche, und die Kaserne Fonck über die ermittelnde Polizei, die den Herrn Lejoly (Der Hübsche?), wenn er denn wieder hergestellt sein werde, zu befragen gedenke, was denn nun eigentlich vorgefallen sei. Und Fabienne, unser Top-Model in New York, die einst auch dem Zentrum der Meuse entsprang, jubiliert: "Seit einer Woche bin ich rothaarig, und ich liebe es! Wenn ich über die Straße gehe, sprechen mich all diese Jungs an: "Hey baby, don’t you say hey today!" Das hätte auch den Veteranen der 1. Linie von Verviers gefreut, den ehemals kriegsgefangenen Träger zahlreicher Orden und Ehrenbezeugungen, der jetzt trotzdem gestorben ist.
Ist all dies nicht auch in Bremen, Karlsruhe, Frankfurt, Freiburg, Berlin und Eindhoven so?
(Doch en bas d’Outre-Meuse stellt man verblüfft fest, daß in New Orleans die meisten Opfer ihre Mörder kennen...)
"Outre-Meuse en bas" widme ich Gabi, die am Donnerstag nicht sehr glücklich aussah. Aber wir hoffen, daß das Wochenende ihr wieder Grund zum Lächeln geben wird.

Oktober 1994


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